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  • Regen aus der Beregnungsanlage im Masoala Regenwald.

    Wie der Regen in den Wald kommt

    Noch bis zum Jahresende feiern wir das 20-Jahre-Jubiläum unseres einzigartigen Masoala Regenwalds. Damit dieser als Lebensraum funktioniert, ist eine ausgefeilte (aber gut verborgene) Technik nötig – etwa für die Beregnung der Anlage. Wir erklären hier, was alles vom richtigen Mass Nass abhängt.

    Ein Regenwald ohne Regen wäre kein Regenwald. Das gilt auch für unser «Mini-Regenwald-Ökosystem» Masoala. Wasser, respektive eben die Beregnung von oben, ist elementar, damit die Anlage als Lebensraum funktioniert.

    Je nach Jahreszeit fallen mehrmals wöchentlich 40’000–140’000 Liter Regen vom Hallendach. Dabei handelt es sich hauptsächlich um gesammeltes und aufbereitetes Regenwasser. Die regelmässige Beregnung sorgt für die hohe Luftfeuchtigkeit in der Halle zwischen 65 und 100 Prozent.

    Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder

    Meist liegt die Luftfeuchtigkeit bei 80 Prozent. Dieser Wert ist ideal – alles darüber kann zu Problemen führen.

    Bei einer andauernden Luftfeuchtigkeit von 95 Prozent beispielsweise könnten die Pflanzen keine Fotosynthese mehr betreiben, da sie über ihre Blätter nicht mehr ausreichend Flüssigkeit verdunsten könnten. Die Luft wäre bei 95 Prozent bereits mit zu viel Feuchtigkeit gesättigt.

    Feuchtigkeit im richtigen mass

    Um die Luftfeuchtigkeit im idealen Bereich zu halten, öffnen wir regelmässig Klappen an den Seiten und auf dem Dach der Halle. So können wir Feuchtigkeit abtransportieren und trockene Luft von aussen einströmen lassen. Es ist nur eines von vielen Details, das zeigt, wie komplex und fragil das Zusammenspiel verschiedener Faktoren im Masoala Regenwald ist.

    Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder

    Der Regen selbst erfüllt verschiedene Aufgaben. Zum einen versorgt er die Pflanzen mit Wasser; nicht nur die im Erdboden wurzelnden, sondern auch die sogenannten «Aufsitzerpflanzen». Das sind Pflanzen, die auf anderen Pflanzen wachsen. Zudem befreit der fallende Regen die Pflanzen von Staub und welken Blättern. Denn Wind fehlt in unserem «Mini-Regenwald».

    Regentropfen trinken

    Auch verschiedene Tierarten sind auf den Regen angewiesen. Ein Chamäleon würde neben einer Schale Wasser verdursten – denn es trinkt einzig und allein, indem es kleine Tropfen von Blättern oder auch von seinen eigenen Augen leckt. Viele Vögel könnten ohne den Regen keine ausreichende Körperpflege betreiben. Sie duschen quasi im Regen. Und würden die Varis nicht regelmässig etwas Feuchtigkeit abbekommen, wäre ihr Fell vertrocknet.

    Grosser Madagaskar-Taggecko im Masoala Regenwald des Zoo Zürich.

    Der Regen liefert den Tieren im Masoala Regenwald auch ihr Trinkwasser, wie zum Beispiel diesem Grossen Madagaskar-Taggecko. Foto: Zoo Zürich, Corinne Invernizzi

    Aufbereitetes Züri-Regenwasser

    Das Wasser, das im Masoala Regenwald vom «Hallenhimmel» fällt, ist fast ausschliesslich gesammeltes Regenwasser. Nur im Sommer müssen wir wegen der immer häufiger werdenden Trockenperioden teilweise auch Leitungswasser einspeisen.

    Im Untergrund befinden sich zwei Regenwasser-Zisternen, die ein Fassungsvermögen von je 500 Kubikmeter haben. Über Öffnungen am Boden an den Seiten der Regenwaldhalle fliesst das Wasser über ein Leitungssystem direkt vom Dach in die Zisternen.

    Regen aus der Beregnungsanlage im Masoala Regenwald.

    Kräftiger Schauer: Je nach Bedarf regnet es 40’000–140’000 Liter Wasser vom Hallendach. Foto: Zoo Zürich, Markus Barben

    Bevor das Wasser erneut als Regen aus den 52 am Hallendach verteilten Düsen fällt, müssen wir es aufbereiten und von möglichen Schadorganismen befreien. Dazu durchläuft das Regenwasser eine mehrstufige Filteranlage. Gereinigt und desinfiziert wird mit Sand, Aktivkohle, Ozon und UV-C-Strahlung. Pro Stunde kann die Anlage bis zu 60’000 Liter aufbereiten. Nach der Reinigung lagern wir das Wasser in zwei 40 Kubikmeter grossen Tagestanks zwischen.

    Etappierte Regenschauer

    Ob eine Beregnung nötig ist, entscheiden die Tierpfleger*innen jeden Tag neu. Die Beregnung erfolgt meist in vier Intervallen. Nachts um 1 Uhr und um 4 Uhr, morgens um 7 Uhr und abends um 18 Uhr. Dabei wird jeweils nacheinander nur ein Teil der Halle beregnet, nicht die ganze Halle zeitgleich. So dauert es ca. 25 Minuten, bis die gesamte Halle nass ist. Die Intervall-Beregnung stellt sicher, dass wirklich jede Ecke und auch die tiefsten Erd-Schichten durchnässt sind.

    Roter Vari an einem Wasseranschluss im Masoala Regenwald des Zoo Zürich.

    Bewässerungshilfe aus tierischer Hand: Ein Roter Vari an einem Wasseranschluss im Masoala Regenwald. Der Wasseranschluss dient dem sektoriellen Bewässern einzelner Flächen, zusätzlich zur Beregnung. Foto: Zoo Zürich, Karl Sprecher

    Nicht zu kalt, nicht zu warm

    Neben dem Regen gibt es noch weitere Parameter, die für einen intakten Masoala Regenwald wichtig sind. Je nach Jahreszeit und Aussentemperatur heizen oder kühlen wir den Masoala Regenwald.

    Im Sommer kann die Temperatur in den oberen Bereichen der Halle bis zu 46 Grad Celsius betragen. Im Winter darf die Temperatur nicht unter 18 Grad Celsius fallen, da sonst die Pflanzen Schaden nehmen würden. Ideal ist eine Temperatur zwischen 22 bis 24 Grad Celsius.

    Dach des Masoala Regenwalds im Zoo Zürich.

    Direkt unter dem Foliendach kann es im Masoala Regenwald an heissen Sommertagen bis zu 46 Grad heiss werden. Foto: Zoo Zürich, Martin Bauert

    40 Erdsonden, je 250 Meter tief in den Boden gebohrt, erzeugen über eine Wärmepumpe den grössten Teil der benötigten Wärme. Das hält den Energieverbrauch tief. Zusätzliche, ebenfalls CO2-neutrale Wärme liefert im Bedarfsfall eine zentrale Holzschnitzelheizung.